Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland Direktinvestitionen Ausland

Krisenmanagement der Bundesregierung

Die Bundesregierung bietet deutschen Unternehmen politischen Geleitschutz bei Eingriffen in Auslandsprojekte. Deutsche Unternehmen profitieren bei Schwierigkeiten mit hoheitlichen Stellen im Ausland unmittelbar von den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland weltweit. Die gezielte Unterstützung auf diplomatischer Ebene sichert den Fortbestand der Projekte und hat eine hohe Erfolgsquote bei der Abwendung von Schadensfällen.  In den letzten Jahren belief sich das Gesamtvolumen der "geretteten" Projekte auf über 1,5 Milliarden Euro.

Diese Unterstützung der Bundesregierung im Krisenfall stellt aus Sicht der Garantienehmer den zentralen Mehrwert der Investitionsgarantien des Bundes dar. Private Investitionsversicherer verfügen nicht über vergleichbare diplomatische Möglichkeiten.

Die Rahmenbedingungen für Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern haben sich in der jüngeren Vergangenheit spürbar verschlechtert. Die Folgen der COVID-19-Pandemie, die weiterhin ungelösten Handelskonflikte, das Erstarken nationalistischer Kräfte sowie nicht zuletzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, führen zu einer großen Bedrohung ausländischer Direktinvestitionen durch politische Risiken. Dies belegen auch die folgenden aktuellen Auswertungen, die sämtlich vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine erhoben wurden:
 

Investitionsgarantien des Bundes:

  • Nachdem in dem von der COVID-19-Pandemie gezeichneten Jahr 2020 die ausländischen Direktinvestitionen der deutschen Wirtschaft zurückgegangen sind, hat sich das Gesamtvolumen übernommener Garantien in 2021 im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifacht
  • Darüber hinaus wurde für 2021 eine starke Steigerung an Anfragen registriert – dies belegt das hohe Interesse an der Absicherung politischer Risiken
  • Im Jahr 2021 war die Bundesregierung in folgenden Ländern im Krisenmanagement aktiv: Algerien, Argentinien, Äthiopien, China, Kroatien, Libyen, Montenegro, Usbekistan und Iran

 

Political Risk Survey 2022 (Willis Towers Watson / Oxford Analytica):

  • Der Anteil der Befragten, die einen Verlust durch politische Risiken melden, ist im Laufe der Zeit drastisch gestiegen, von 35 % im Jahr 2020 auf 73 % im Jahr 2022
  • Der Asien-Pazifik-Raum stellt für Wirtschaftsvertretende die Region mit den größten Bedenken hinsichtlich politischer Risiken dar
  • Länder, in denen die Befragten Investitionen aufgrund von Bedenken über politische Risiken vermieden oder reduziert haben waren: 1. China; 2. Venezuela; 3. Iran; 4. Nigeria; 5. Russland

 

Political Risk Report 2022 (Marsh):

  • Bei fast 60 % der 197 von Marsh untersuchten Länder wurde eine Verschlechterung der Staatsverschuldung festgestellt, und bei mehr als der Hälfte stieg das Risiko innerstaatlicher Konflikte
  • 84 % der von Marsh befragten Experten blicken besorgt auf die zukünftige globale Risikoentwicklung
  • In den Regionen Naher Osten und Afrika drohen angesichts ausbleibender Getreidelieferungen aus der Ukraine bei einer gleichzeitig großen demographischen Herausforderungen vermehrt Unruhen und Konflikte
  • Die wirtschaftliche Erholung im asiatisch-pazifischen Raum überträgt sich laut Marsh nicht auf Risiken wie Kreditwürdigkeit, politische Gewalt und die Möglichkeit des Devisentransfers, welche sich in den von Marsh in dieser Region untersuchten Ländern verschlechtern haben

Krisenmanagement des Bundes / Schäden aus den Investitionsgarantien weltweit

Krisenmanagement des Bundes / Schäden aus den Investitionsgarantien weltweit

Dem Bund stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Unternehmen bei Schwierigkeiten bei Auslandsprojekten zu unterstützen: 

  • Sachverhaltsaufklärung durch deutsche Botschaften und Generalkonsulate
  • Ansprache von hochrangigen Vertretern des Landes durch deutsche Botschafter
  • Thematisierung in internationalen Gremien (z.B. Berner Union)
  • Thematisierung durch Bundesministerien bei Treffen / Verhandlungen
  • Verbalnoten der Bundesregierung und Schreiben von Bundesministern
  • persönliche Ansprache durch höchste politische Ebene (z.B. Bundeskanzler)

Aktuelle Beispiele für erfolgreiches Krisenmanagement

Russland

Krisenmanagement des Bundes Russland

Projektgegenstand: Herstellung und Vertrieb von Baustoffen

Projektvolumen: rund EUR 163 Mio.

Schwierigkeiten: unberechtigte, existenzbedrohende Zahlungsforderungen von russischer Steuerbehörde

Krisenmanagement: intensive Unterstützung durch die deutsche Botschaft sowie Entsendung von Prozessbeobachtern zu Gerichtsverfahren

Erfolg:  Steuerbehörde zieht Zahlungsforderungen zurück

 Ukraine

Krisenmanagement des Bundes Ukraine

Projektgegenstand: Herstellung und Export von Textilien

Projektvolumen: rund EUR 3 Mio.

Schwierigkeiten: Probleme beim Transfer von Darlehenstilgungen aufgrund von Beschränkungen der Nationalbank

Krisenmanagement: intensive hochrangige Korrespondenz des BMWi mit Vertretern der ukrainischen Regierung und der Nationalbank

Erfolg: Etablierung einer Sonderregelung, die Transfer der Zahlung ermöglicht

Türkei

Krisenmanagement des Bundes Türkei

Projektgegenstand: Stromerzeugung

Projektvolumen: rund EUR 775 Mio.

Schwierigkeiten: Nichteinhaltung staatlicher Zahlungsverpflichtungen

Krisenmanagement: Schreiben des deutschen Wirtschaftsministers an den türkischen Finanzminister

Erfolg: Zahlungen werden wieder aufgenommen und Rückstände beglichen

Webinar Aufzeichnung "Investitionsgarantien - Krisenmanagement des Bundes"

Weitere Informationen und Beispiele können Sie auch unserer Webinar-Aufzeichnung „Investitionsgarantien - Krisenmanagement des Bundes“ entnehmen. Im Rahmen dieses Webinars wird anhand von Praxisbeispielen eingehend die Wirkungsweise des politischen Geleitschutzes des Bundes erläutert:

Ihr Krisenmanagement-Team

Anita Lohkamp

Portfoliomanagement, Rechtsberatung, Schadensberatung

Dr.  Benjamin Siering

Portfoliomanagement, Rechtsberatung, Schadensberatung

Farina Rütters

Portfoliomanagement, Rechtsberatung, Schadensberatung

Tilmann Prechtl

Projektberatung, Rechtsberatung, Schadensberatung